Das dachten sich die vier „Ragazzi“ des Weinlabels „Ferro 13„, quasi eine vinophile Philosoph der „Wilden Dreizehn“. Eine Idee, die aus dem Treffen der vier Freunde mit unterschiedlichsten Lebenserfahrungen entstanden ist. Bei gutem Essen und Getränken (Wein und andere flüssige Schätzchen) die Gedanken teilen, um etwas gemeinsames auf die Beine zu stellen. Das Ergebnis ist ein eher untypisches Wein-Projekt, das seinesgleichen zwischen Apennin und Sizilien sucht, das bewusst traditionelle Muster untergräbt und in einen Markt vorstößt, indem es eine neue Art der Kommunikation zu Wein und seinen Liebhabern vorschlägt, immer mit dem Ziel, ein möglichst breites Publikum einzubeziehen: vom Weinbeginner über den Weinamateur bis zum Weinexperten. Ein absolutes Novum in der italienischen Weinszene. Cin cin!
„Wer wuchtet wie ein Pferd, homearbeitet am eigenen Herd, der trinkt gerne Nerd!“
Wer sich auf den Wein-Nerd einen Reim machen möchte, kann dies tun:
Seine Heimat ist Sizilien DOC. Alkoholgehalt: 14 Umdrehungen. Weniger als jede Langspielplatte. Rebsorte ist ein feiner Nero d’Avola. Restsüße liegt bei 6,4 Gramm pro Liter und das Säurespiel ist bei 5,7 Gramm pro Liter angesiedelt. Man kann den NERD gleich trinken oder ihn auch sechs Jahre im digitalen Weinkühli hegen und pflegen. Irgendwann kommt der richtige Augenblick. Quasi ein Wein für den Heureka-Moment oder eben wenn das Laptop den Grillmaster beauftragt hat, etwas Fleisch auf den Grill zu legen. NERD ist hier ideale Teamplayer.
Die NERD-Parzelle wird zu unterschiedlichen Termin gelesen. Nach der Lese wird das Lesegut im Weinkeller entrappt und leicht angequetscht. Nach einer paar Stunden der Mazeration erfolgt die Gärung in Stahltanks, die parzellentreu aufgeteilt sind und reift vier Monate vor sich hin. Hier wird aus dem Saft des Nero d’Avola das Mastermind für den Nerd vorbereitet. Jetzt wird das Cuvée der einzelnen Stahltanks zusammengeführt und ruht einen weiteren Monat in einem anderen Tank. Sobald der Nerd abgefüllt ist, darf er im Flaschenkeller etwas ruhen. Sein Bouquet erinnert an blumige Noten. Wobei sanfte Anklänge von Anis und Zimt sich subtil präsentieren. Der Nerd ist ein Gaumschmeichler erster Güte. Quasi ein Luca Toni, ein Flaschengeist, der jedem Nerd zu Diensten steht.
Einen haben wir noch. Beim Barte des Weinpropheten. Hipster, der Negroamaro aus Apulien.
Sagen wir es salopp. Mit dem Hipster im Glas hat kein Nerd jemals Absatzschwierigkeiten. Hipster ist die beste Währung, besser als jeder kryptische Slotmachine die virtuelle Coins beheimatet. Hipster kommt aus Apulien IGT, vom Absatz und weintechnisch ist dieser Negroamaro ein süffiger Highheel oder Plateauabsatz für jeden, der bei italienischen Weinen Laufen lernen möchte. Schade, dass Nancy Sinatra 1966 Hipster noch nicht kannte, sonst hätte sie ihm ihren Song „This boots are made for walkin'“ gewidmet. Seine „Schuhgrößen“ lauten wie folgt: Alkohol 13,0 Umdrehungen, Restsüße liegt bei 5,10 Gramm pro Liter und das Säurespiel im Typenschild weist 5,60 Gramm pro Liter auf.
Auch hier sind sich die Ragazzi der Wilden Dreizehn (Ferro 13) einig, dass man die Trauben der einzelnen Lagen nach einem Masterplan in vielen Intervallen erntet. Wenn die Beeren im Keller liegen und entrappt sind, kommen sie in Schlummerlummerland an und verweilen auf ihren Schalen. Schon bald werden sie der großen Presse zugeführt und der feinrote Hipstersaft wird lagentreu in Stahltanks abgefüllt. Ein Hipsterwein wird einzeln in einem Raumschiff, dass hier im Gewölbe des Weinkellers wie ein Stahltank aussieht, einzeln vergoren, die geschieht unter penibler Einhaltung der Temperaturkontrolle. Sobald die Gärung steht, wird der Saft in ein neues Raumschiff (Stahltank) umgefüllt. Hier ruht er beinahe hundert Tage und stabilisiert sich enorm. Final kommen die Raumschifftechniker zusammen und füllen den Hipsterwein nach ein neues Raumschiff. Hier ruht der edle Hipster und bereitet sich auf die Absatzwirtschaft vor.
Der Hipster hat ein kosmisch, komplexes Bouquet. Es erinnert an rote Früchte und Beeren und verströmt leichte Aromanuancen von Pfeffer und anderen feinen Gewürzen. Die Mariage ist schon von dieser Welt, denn man reiche Antipasti oder leckere Pintxos, das sind Tapas aus dem Baskenland. Ongi etorri würde der spanische Nerd aus Bilbao sagen und meint nur „Willkommen“, sodann schwelgt er und genießt. Mit jedem Gläschen Hipster füllt er sich in seiner kulinarischen Umlaufbahn Zuhause. Ist es nicht schön, ein Hipster zu sein?