Von unserem Besuch beim Weingut Huerta de Albalá ist es nur eine halbe Stunde Fahrt bis nach Jerez de la Frontera. Was liegt da näher als ein Besuch in der Sherry Hochburg um sich die Produktion der edlen Tropfen vor Ort anzuschauen. Zumal wir zuvor noch nie eine Sherry Bodega besucht hatten.
Der erste Unterschied zum Besuch auf einem Weingut ist die Umgebung. Die Bodegas Fernando Rey liegen mitten im Stadtgebiet. Keine hügelige Landschaft mit Weinreben soweit man blicken kann, sondern eine kleine Gasse mit weißen Mauern rechts und links, nur unterbrochen von einigen Metalltoren. Tritt man durch eines dieser Tore befindet man sich im idyllischen Innenhof der Sherry Bodega von Fernando Rey.
Der zweite Unterschied: es gibt keine Stahltanks! 😉 Nur viele lange Reihen mit alten Fässern. Schon beim Betreten des Raumes ist der Geruch überwältigend. Es riecht nach alten Holzfässern und nach gestampften Lehmboden; nach reifen Nuss- und Mandelaromen; nach Hefe und nicht zuletzt nach Alkohol. Im ersten Moment nimmt es einem fast den Atem, aber dann schnuppert man immer begeisterter. Wenn dann noch ein Fass geöffnet wird und mit dem Venencia, einem Becher, der an einem langen, flexiblen Stab befestigt ist, der Sherry aus dem Fass entnommen wird, um dann in hohem Bogen ins Probierglas geschüttet zu werden, ist es ein einzigartiges Erlebnis.
Der dritte grundlegende Unterschied: Die Sherry Herstellung erfolgt nach dem so genannten Solera-Verfahren. Hier eine vereinfachte Erklärung für Laien: Es lagern vier Reihen Fässer übereinander gestapelt, die nur zu ca 80% gefüllt sind. Die Fässer sind nicht luftdicht verschlossen und im Unterschied zum Ausbau von Wein ist hier der Kontakt mit Sauerstoff erwünscht. Nur so kann sich die benötigte Florhefe bilden. Die unterste Fass Reihe am Boden wird Solera („die, die am Boden liegt“), genannt. Die darüber liegenden Reihen nennt man Criaderas. Der zum Verkauf bestimmte Sherry wird immer der unteren Fass Reihe entnommen. Jedem Fass wird allerdings nur maximal ein Drittel des Inhalts entnommen. Die entnommene Menge wird aus der Reihe darüber wieder aufgefüllt. Diese zweite Reihe wird wiederum aus der dritten Reihe aufgefüllt. In der oberen Fass Reihe wird die entnommene Menge mit jungem Wein, dem Mosto, aufgefüllt.
Auf diese Weise wandert der junge Wein von oben nach unten durch das System, und wird dabei kontinuierlich mit den älteren Jahrgängen verschnitten. Dieses Prinzip ist einer der Bausteine, die den einzigartigen Sherry-Geschmack erzeugen. Außerdem garantiert es eine über viele Jahre gleichbleibende Qualität der einzelnen Sherry-Marken, da Schwächen eines Jahrgangs durch den Verschnitt mit anderen Jahrgängen ausgeglichen werden. Die Solera sorgt dafür, dass der Florhefe frische Weine zugeführt werden, damit diese nicht abstirbt.
Wie man sieht ist die Sherry Herstellung sehr komplex und dabei sind wir auf die unterschiedlichen Sorten wie Fino, Manzanilla, Amontillado, Oloroso etc. noch nicht einmal eingegangen. Aber es lohnt, sich etwas Zeit zu nehmen und die unterschiedlichen Facetten dieses vielschichtigen Getränks kennen und schätzen zu lernen. Wie immer war auch hier die Verkostung ein absolutes Highlight und obwohl eine Sherry Bodega außer alten Fässern „nichts“ zu bieten hat, lohnt sich der Besuch und wir werden noch lange daran denken! Alle Sherry’s und auch Brandy’s der Bodegas Fernando Rey de Castilla finden Sie hier im Shop: http://wein-guetle.de/162-spirituosen#/weinguter-fernando_de_castilla